Rund um die Reise Reiseberichte Transsib





Transsib 2009


Liebe Frau Sommer, lieber Herr Linnekuhl,

zurück von unserer schönen Reise wollen wir uns sehr herzlich für die gute Betreuung und Planung bedanken. Wir wurden immer pünktlich an den Bahnhöfen abgeholt, und zumeist auch wunderbar betreut und bewirtet. Katzenhaar-Allergiker sollten wissen, dass wir keinen russischen Haushalt ohne Stubentiger erlebt haben.

Gestatten Sie uns einige Anmerkungen, die für weitere Reiseplanungen von Bedeutung sein könnten:

Transsib-Fahrten: Die überall beschriebenen Babuschkas, die einen mit Essen auf den Bahnhöfen erwarten, haben wir nicht gesehen. Man sagte uns, es werde derzeit versucht, die Bahnhöfe ordentlicher und sauberer zu halten und deshalb gelingt es den Babuschkas nur noch selten, und dann eher an kleinen Bahnhöfen, bis zum Bahnsteig vorzudringen. Man ist also auf Einladungen der Mitreisenden, eigenes Proviant und die Speisewagen, die wir übrigens nicht schlecht fanden, angewiesen.

Die Entscheidung, aus Erlebnisgründen ein Vierbettabteil zu buchen, würden wir nicht noch einmal treffen. Schließlich reduzieren sich die Erlebnisse dann doch auf Nötigungen zum heftigen Wodkakonsum, Gespräche über `Hitler kaputt` und die Tatsache, dass man auf Unverständnis stösst, wenn man einfach nur aus dem Fenster schauen möchte.

Die Züge (90, 365 und 10) waren allesamt erträglich sauber und ohne großen Unterschied zwischen hohen und niedrigen Zugnummern. Den für den Winter immer wieder empfohlenen Eiskratzer mit Teleskop haben wir mitgeführt aber nie gebraucht. Nützlich waren Stirnlampen zum lesen, weil man im Winter ja "falschrum" in den Betten liegt und deshalb das Leselicht an den Füßen leuchtet.

Bettwäsche war immer im Zugpreis mit dabei, man muss sie nicht mehr extra bezahlen. Auch die Kopfkissen sind nicht so klein und hart, wie man liest. Das kleine Handtuch würden wir für die Katzenwäsche im Zug sogar als ausreichend bezeichnen. Für große Menschen ist das obere Bett auch recht kurz, da man im Winter die Jacken noch dort aufhängen muss, wo man sonst eventuell die Füße ausstrecken könnte.

Schadrinsk war wunderbar. Mit Nadja und Sascha hatten wir herzliche Gastgeber, die uns verwöhnten, in die russische Lebensart einführten und mit denen uns auch intellektuell sehr viel verband.

Der Stop in Ekaterinburg ist noch optimierbar. Freilich waren wir selber schuld, dass wir nicht am Hauptbahnhof sondern an einer kleinen Haltstation, ungefähr 1 Min vor dem Hauptbahnhof, ausgestiegen sind. Aber wir haben auch nicht damit gerechnet, dass es mehrere Stationen, die Ekaterinburg heißen, gibt. Wenn wir den Fehler gleich bemerkt hätten, dann wären wir sogar ziemlich nahe an unserem Hotel ausgestiegen. So haben wir erstmal ca 8 km Stadtrundgang gemacht, bis wir wieder durchgeblickt haben. Aber so was gehört zum Reisen und ist nicht weiter tragisch.

Das Suite-Hotel ist neu und sauber. Allerdings war das Personal dermaßen unhöflich und auch schlecht geschult, dass wir da auf keinen Fall wieder hin gehen würden. Zum Beispiel machte man sich nicht die Mühe, uns zu sagen, dass die Fahrt mit dem Guide von Vormittag auf Nachmittag verschoben worden ist. Das haben wir eher zufällig herausbekommen. Anna, die Stadtführerin ,war ja goldig und nett, aber außer dem Weg kannte Sie nicht viel. Bei historischen, politischen und gesellschaftlichen Fragen musste Sie zumeist passen. Eventuell könnte man bei der Buchung noch Vermerke zum Profil der Reisenden machen, denn für mache anderen Leute wäre Annas Wissen sicher ausreichend gewesen.

Beim Frühstück, das auch eher wie in Italien ist, muss man regelrecht um sein Geschirr kämpfen. Die Sachen werden nämlich in rasendem Tempo von den Tischen entfernt, so dass man nicht damit rechnen darf, dass das Frühstück noch auf dem Tisch steht, wenn man kurz zum Büffet geht, um sich noch was zu holen. Auch Teetrinken ist riskant, denn wenn man die Tasse wieder abstellen will, ist der Unterteller weg. Freundliches Bitten hilft da wenig, man muss kämpfen wie ein Löwe! Und schließlich dieser nicht gerade billige late-check-out (70 Euro!): Wir hatten ja vorher geklärt, dass wir bis 1 Uhr im Zimmer bleiben dürfen, was auch auf dem Voucher stand: Nur davon wollte die plötzlich sehr gewissenhafte und unerbittliche Dame an der Rezeption nichts wissen: Sie rief uns um 23.50 an, wir sollten bis um 24 Uhr das Zimmer verlassen, länger sei nicht bezahlt. Auch an dem Ton, in dem uns das mitgeteilt wurde, könnte man noch arbeiten...

Der Taxifahrer, der uns nachts zum Zug brachte, war gut gelaunt und nett. Im Nachhinein meinen wir aber, dass zum Transfer gehört, dass er uns zum Zug begleitet. Es war nämlich gar nicht so leicht, den richtigen Bahnsteig zu finden, weil man dafür erstmal das Bahnhofsgebäude verlassen musste.

In Ulan Ude erwartete uns Rada. In Schadrinsk dachten wir noch, wie wohl diesem schönen Aufenthalt etwas Ebenbürtiges folgen könnte. Aber es konnte! Wir hatten ein schönes Zimmer und genossen das topmoderne Bad. Sowohl die Stadtführung als auch der nächste Tag mit der Fahrt über Land, dem Essen bei den Altgläubigen und der Besichtigung des Lamaklosters waren ein in jeder Hinsicht großes Erlebnis. Abends setzte uns Rada wieder in den Zug, sorgte dafür dass wir im richtigen Abteil landen und machte uns mit den Mitreisenden bekannt. Rada spricht übrigens englisch, was uns nicht störte. Aber es sollte auch richtig auf dem Voucher stehen, dass die Führungen auf englisch (und nicht auf deutsch) sind.

In Irkutsk erwarteten uns unser Guide Eugen und Alexander, der Fahrer, vom Baikal-Komplex. Die Tage am Baikalsee, der Ausflug auf die Insel Olchon und die Fahrt mit der alten Baikalbahn darf man mit Fug und Recht als den Höhepunkt der Reise bezeichnen. Und diese wunderbaren Tage haben wir nicht zuletzt Eugen und Alexander zu verdanken. Lustig, intelligent, kreativ und sportlich brachten die beiden uns Natur und Leben am Baikal näher. Fischsuppe vom Lagerfeuer, Nachtwanderung auf dem Eis... das kann man in diesem kurzen Bericht nicht vermitteln, was wir dort alles erleben durften. Recht schnell war klar, dass wir zum Baikalsee nochmal reisen wollen, und zwar im Sommer. Und am liebsten mit einem Wiedersehen mit Eugen und Alexander! Im Baikal- Chalet haben wir uns auch wohl gefühlt. Da war übrigens das Abendessen mit im gebuchten Ausflugspaket drin, man könnte also in Zukunft "Halbpension" auf dem Voucher angeben.

Die Gastfamilie in Irkutsk war die einzige private Unterkunft dieser Reise, der wir in Zukunft ein Hotel vorziehen würden. Gut. Es ist mal schön, so ein altes Holzhaus von innen zu sehen. Das Zimmer war so voll Katzenhaare, dass man die noch zuhause büschelweise von den Rucksäcken und Jacken wegmachen musste. Eigentlich wusste man gar nicht, wo man in diesem Zimmer die Sachen "gefahrlos" hinlegen konnte. Solange wir auf Olchon waren,wurde unser Zimmer u.E. auch als Raucherzimmer genutzt. Die Oma, die uns anfangs betreut hat, war stumm, weshalb man geradezu hilflos war. Zudem schlich sie immer durch die Wohnung und tauchte an unvermuteten Stellen wieder auf. Irgendwie verunsichert das, als sie dann am nächsten Morgen 'saftrak' rief, waren wir geradezu erleichtert, dass kein organisches Problem vorlag. Dass noch mindestens ein weiteres menschliche Lebewesen in der Wohnung sein musste, merkte man nachts an Schnarch- und Röchelgeräuschen, die so nah schienen, dass zu befürchten war, dass nur bloße Tapete ohne weiteres Baumaterial die Zimmer trennt. Auch dass die Bewohner alle mit offenen Türen schliefen, war uns irgendwie zu familiär.

Die Leute vom Baikalkomplex sind gebildet und flexibel: So konnten wir bei Bezahlung der Eintritte 4 statt der gebuchten 2 Museen besuchen. In Irkutsk ist bei Zeitnot das Dekabristenmuseum dem historischen Museum sicher vorzuziehen.

Am Irkutsker Flughafen wurden nicht nur wir übers Ohr gehauen. Für nicht vorhandenes Übergepäck mussten wir ziemlich viel Geld bezahlen. Der Betrag ist immer gleich hoch, egal ob es 2 kg sind, wie bei uns oder 3 kg, wie bei einer Reisegruppe. Wir haben einfach bezahlt., waren aber froh, dass Olga bei uns war und alles gemanagt hat.

Wohl gemerkt: alle kritischen Anmerkungen betreffen nie Dinge, die in irgendeiner Weise diese großartige Reise beeinträchtigt haben. Aber sie stellen Hinweise dar, die bei der Überarbeitung einzelner Bausteine beachtet werden könnten.

Benommen und erfüllt von diesen für alle Sinne starken Erlebnissen grüßen und danken herzlich:

Sabine Krämer-Neubert und Hermann Neubert


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