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Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau über Ulan Bator nach Beijing

"Bitte Einsteigen, Türen schliessen automatisch! Vorsicht an der Bahnsteigkante bei der Abfahrt des Zuges!" So oder so ähnlich wird wohl die Durchsage geklungen haben, wenn ich denn Russisch könnte, als sich am 31.03. pünktlich um 23:55 Uhr der Zug Nr. 20 von Moskau auf den rund 75-stündigen Weg nach Irkutsk machte.

Schon an dieser Stelle sei angemerkt das die russische Eisenbahn absolut zuverlässig und auf die Minute pünktlich verkehrt.

Da kann man nur von Glück sagen das es kein Tochterunternehmen der Dt. Bahn ist. Doch bevor sich der Zug in Bewegung setzte, musste ich ja erstmal nach Russland und die vielen Sehenswürdigkeiten in Moskau sollten doch auch noch angemessen bestaunt werden.

Bei strahlendem Sonnenschein erfolgte die Anreise mit Lufthansa am 29.03. nach Moskau, wo ich von Minusgraden und einem leicht stürmischen Schneeregen freudig begrüsst wurde, nachdem ich die etwas chaotische aber freundliche Grenzabfertigung passiert hatte. Zu meiner Freude brauchte ich keine Einreisekarte ausfüllen da dies von der Grenzbeamtin erledigt wurde und somit die längere Wartezeit wieder wettgemacht wurde. Zweiter Vorteil: mein Koffer wartete schon auf mich und so konnte ich mich schnurstracks zu meiner Abholerin begeben, die schon mit einem großen Namensschild in der Hand auf mich im Ankunftsbereich wartete. Während der knapp einstündigen Fahrt vom Domodedovo Airport zu meiner ersten Gastgeberin erzählte mir Anna dann schon einiges über Moskau, die Leute, Arbeits- und Lebenssituation sowie die üblichen Preisvergleiche in Sachen Einkommen, Miete, Benzinpreise etc. Kurz vor 23:00 Uhr kamen wir dann bei Natalya an, deren riesige Wohnung im 11. Stock lag. Natalya ist eine ältere Dame die auch fliessend Französisch spricht, wodurch ich mich mit ihr verständigen konnte.

Das Gastfreundschaft einen besonders hohen Stellenwert geniesst hat sie dann auch gleich bewiesen und ist trotz ihres Alters permanent da gewesen und hat sich gesorgt ohne dabei jedoch aufdringlich zu sein.

Nach der ersten Nacht in meinem kleinen Luxusappartement mit einer guten Fernsicht über die Stadt kam dann am nächsten morgen meine Fremdenführerin mit Namen - Anna. Scheint wohl ein beliebter Name zu sein wie ich spätestens jetzt feststellen konnte. Auch hier schon ein kleiner Vorgeschmack auf Pünktlichkeit, die während der gesamten Reise groß geschrieben wurde.

Zu Fuss ging es dann zur Metro und bereits auf dem Weg dahin habe ich es bereut kein Sprachaufzeichnungsgerät dabeigehabt zu haben. Was Anna(2) auch ausserhalb der üblichen Reiseführer zu erzählen wusste war echt enorm und mehrmals beschlich mich dass Gefühl ich sei mit einer wandelnden Bibliothek auf zwei Beinen unterwegs.

U.a. kamen wir an einem Gebäude des Geheimdienstes vorbei in dem zumindest früher Codes entschlüsselt wurden. Dem äußeren Anschein nach hatte sich an dieser Zweckbestimmung auch nicht unbedingt viel geändert. Unter dem verschneiten Park ist ein früher offener Fluss, der nun unterirdisch bis zum Kreml verläuft wo er in die Moskwa mündet.

Weiter vorbei an einem Zirkus in dem es täglich Vorstellungen gibt. Gegenüber im Park gab es dann auch verschiedene Bronzefiguren von Clowns der Nasen auffällig glänzten. Witziger weise glaubt man auch hier, dass das Reiben der Nase Glück bringt, was dann auch bei anderen Bronzefiguren noch bestaunt werden konnte. Und dann ab in die Metro - bzw. erstmal mit der Rolltreppe tief unter die Erde und zwar an der tiefsten Stelle 600m.

So tief ging es zwar nicht ganz aber trotzdem, nichts für Leute mit Klaustrophobie.

Wenn man sich dann aber mal überwunden hat erwartet einen eine wahnsinnige Pracht.

Zumindest im Stadtzentrum gibt es etliche Stationen die eher einem Opernhaus gleichen oder durchaus auch als Empfangshalle für einen Staatsempfang herhalten könnten.

Was für eine Pracht und jede Station auf ihre Weise einzigartig. Auch hier ist auf die Züge verlass, die alle 2 Minuten verkehren, wobei die kürzeste Strecke 200m ist und die längste über 30Km. Trotz der regen Betriebsamkeit geht es völlig gesittet zu und kein schubsen und drängen wie man es hier kennt.

Da aber noch viel mehr auf dem Programm stand musste dann aber doch wieder der Weg ans Tageslicht angetreten werden und sofort ging es weiter zur Arbatstrasse. Bedingt durch das alles andere als schöne Wetter war die Strasse, die gerade im Sommer vor Leben pulsiert, eher ruhig und beschaulich. So konnte ich dann wenigstens in Ruhe den weiteren Anekdoten über Puschkin und seiner Frau die hier kurzzeitig wohnten, dem Ballett, einem besonderen Wohngebäude etc. lauschen und gleichzeitig eines der "wenigen" Bilder machen ohne dauernd Leute anzurempeln.


Auch wenn die Zeit für einen Besuch im Hard Rock Café nicht reichte, so konnten wir uns wenigstens im Starbucks bei einem Kaffee kurz aufwärmen.


Weiter ging es dann bis zum Strassenende wo wir uns dann dem Verteidigungsministerium gegenübersahen. Wie vieles in Russland äußerst "klein" und "unscheinbar". Weiter durch einen Park zu dessen beider Seiten schöne alte Villen stehen in denen während des zaristischen Russlands gelebt und gefeiert wurde. Nach dessen Durchquerung gelangten wir dann zu einer der zahlreichen Kathedralen in Russland, die von innen noch schöner anzusehen sind als von aussen. Die Basilius Kathedrale ist eine der wichtigsten in Russland, die normalerweise ganz in Weiss gehalten sind mit Ausnahme der Türme, in der Regel goldfarben. Die wahren Ausmasse der Kathedrale sieht man ihr von aussen gar nicht an, da der unterirdische Bereich gigantisch ist. Und überall wunderschöne Ikonen und Wandmalereien. Verständlich wenn auch schade - in keiner Kathedrale durfte fotografiert werden.

Von dort ging es dann weiter an die Moskwa mit Blick auf ein Denkmal zu Ehren Peter des I., der ersten Dt. Bäckerei in Moskau, ein ehemaliges Gebäude für Staatsbedienstete mit Kindergarten etc. wovon die meisten Bewohner Stalins ureigenen Vorstellungen zum Opfer wurden, hin zum Kreml. Was für ein beeindruckendes Bauwerk. Und spätestens hier lief Anna (2) dann zur Höchstform auf. Mal abgesehen von den üblichen Infos wusste sie bspw. auch den Durchmesser der Kremluhr, die Länge von Stunden- und Minutenzeiger etc.. An den 7 Basiliken vorbei zu Lenins Mausoleum, einen kurzen Blick auf das Kaufhaus GUM mit ein paar Erläuterungen, weiter über den Platz am Rathaus vorbei durch das Tor und ein Blick auf das Denkmal von Feldmarschall Schukow gegenüber vom Hotel Metropol.

Und weiter dann über die Brücke in den Kreml. Trotz vorheriger Anmeldung hatte der neue Präsident leider keine Zeit für einen kurzen Gedankenaustausch. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal. Auch hier wieder jede Menge verschiedene Basiliken die vor allem während der Krönungszeremonien der Zaren eine Bedeutung hatten. Eine eigene für die Zarin, wenn auch ziemlich klein, durfte natürlich nicht fehlen. Und dann noch die größte Bronzekanone der Welt, aus der nie ein Schuss abgefeuert wurde und eine Riesen Glocke aus der ein Stück herausgebrochen war.

Und damit war doch der Stadtrund- gang tatsächlich “ schon“ beendet… was für ein Glück bei der Fülle der Infos! Was wie eine Beschwerde klingen könnte aber genau das Gegenteil ist. Einfach toll was man alles innerhalb so kurzer Zeit erfahren und sehen kann!!

Der nächste Tag war dann etwas ruhiger, da es mit dem Auto zum Novodevichy Konvent ging. Eine alte und sehr schöne Klosteranlage, deren Geschichte eher traurig ist. Auffallend war die absolute Ruhe trotz der Besucher, was sehr angenehm war.

Im unmittelbaren Anschluss an das Kloster befindet sich ein Friedhof, auf dem die gesamte politische, militärische, kulturelle, sportliche und sonstige Elite des Landes beigesetzt ist. Einige der Gedenkstätten erreichten dabei schon enorme Ausmasse, aber so ist das wohl in einem Riesenreich.

Während der Fahrt gab es dann noch einen Stop in der Nähe der Moskauer Universität von wo man einen ziemlich guten Blick über die Stadt hatte. Die Uni selber beherbergt rund 50.000 Studenten und ist eines von insgesamt 7 Stalinbauwerken die alle gleich aussehen und über die gesamte Stadt verteilt sind.

In den übrigen befindet sich das Aussenministerium, 2 Hotels, zwei Wohnhäuser und ein weiteres, dessen Bestimmung ich leider wie auch einiges andere vergessen habe. Den Abschluss bildete dann ein Einkauf in einem russischen Supermarkt - auch nicht anders als bei uns.

Pünktlich gegen 23:00 Uhr holte mich dann Anna (1) wieder ab und brachte mich zum Bahnhof. Nun ging also endlich die eigentliche Reise los.

Und schon gleich die erste Überraschung. Während man doch sonst Probleme hatte jemanden zu treffen der wenigstens Englisch sprach, konnte ich mich mit der Zugbegleiterin unterhalten und so den mir angewiesen Platz leicht finden.

Das Abteil teilte ich mir mit drei Jungen Russen die im Gegensatz zu meinen Sitznachbarn während des Fluges kein Wodkaproblem hatten. Ganz im Gegenteil, da hatte man ja schon fast Angst zu atmen um nicht negativ aufzufallen. Auch was die Sauberkeit während der Zugfahrt anging - super. Alle naselang kam die Begleiterin und saugte, leerte die Müllbeutel, putzte die Toiletten und sorgte für ausreichend Toilettenpapier, was dann auf den anderen Zugabschnitten merklich weniger wurde und der "Höhepunkt" durch den Service der chin. Bahnbediensteten gebildet wurde. Hier wurde man der Erwartungshaltung leider im vollen Umfang gerecht.

Während der nächsten 75 Stunden flog die Landschaft an einem vorbei. Wälder, Ebenen, Berge, Flüsse, Seen, mit und ohne Schnee bzw. Eis und das alles immer in einem Land - Wahnsinn! In derselben Zeit hätte man alle Länder Europas durchfahren.

Aber man konnte auch ganz gut die Armut erkennen, viele verlassene und verfallene Häuser, Industrieruinen, schlechte Strassen etc.

Auf die Minute pünktlich lief der Zug dann am 04.04. um 07:57 Uhr in Irkutsk ein.

Erstaunlicherweise entsprechen die Bahnhöfe in Russland so gar nicht dem üblichen Größenverhältnis und sind eher klein und schlicht gehalten. Dafür war der Empfang aber um so herzlicher. Kaum aus dem Zug ausgestiegen stand auch schon Olga mit einem Namensschild in der Hand vor mir und nahm mich in Empfang. Nach einem kurzen und -unerwartet teuren - Frühstück in einem Hotel, hätte doch besser auf Olga hören und das Buffet nehmen sollen, ging es dann nach Listvjanka das ca. 70 Km entfernt liegt.

Unterwegs gab es dann noch einen Stop beim Holzbau-Architektur-Museum in Talzy. Da auch heute noch die Häuser überwiegend in Holzbauweise errichtet werden ist es also kein Problem, alte Häuser in ganz Sibirien abzubauen und hier wieder neu aufzubauen, so dass man einen guten Überblick bekommt wie es früher ausgesehen hat und die Menschen lebten, egal ob als Bauern, Lehrer oder Dorfvorsteher.

Auch ein Tartaren Fort steht hier in dieser malerischen Landschaft. Viele Häuser kann man auch von innen besichtigen wodurch man eine noch bessere Vorstellung vom damaligen Leben bekommt und als ob das nicht genug wäre - Olga weiss über alles Bescheid und gibt in ihrer ruhigen und freundlichen Art unermüdlich Auskunft. (Schade das Anna (2), obwohl auch gebürtig aus Irkutsk stammend, so gar nichts von dieser Art an sich hatte…).

Vorbei an der eisfreien Angara die in den, zumindest noch an diesem Tag vereisten Baikalsee mündet, dem Limnologischen Museum zu meiner neuen Gastgeberin Larissa, die, welch Überraschung, ein ziemlich gutes Deutsch sprach. Überhaupt sprach in Irkutsk fast jeder Englisch oder Deutsch, was man doch eher von der Metropole erwartet hätte…

Die großzügige Unterkunft mit Balkon und Terrasse war in einem Holzanbau mit einem tollen Blick über das davor liegende Tal auf den Baikalsee. Aber nicht nur die Landschaft war grandios.

Abends fing Larissa dann an aufzutragen und während ich jedes Mal annahm das dies nun der letzte Gang sei, gab es immer noch mehr und natürlich musste auch noch das ein oder andere zumindest probiert werden.

"Beschwerden" , dass einer allein gar nicht soviel essen könne wurden nicht akzeptiert und es hiess nur freundlich aber bestimmt "essen - essen!"

Bei einer so charmanten Gastfamilie fiel es dann doch schon schwerer wieder Abschied nehmen zu müssen.

Aus der für den folgenden Tag geplanten Hundeschlittenfahrt wurde wegen Schneemangels leider nichts und so gab es dann das Angebot von einer kurzen Fahrt mit dem Schneemobil. Die "Begeisterung" darüber war enorm aber okay, dann besser das als nichts. Aber bevor es mit dem Snowmobil losgehen konnte musste erst noch die Bekleidung den Witterungsbedingungen angepasst werden. Danach schon die 1. Überraschung. Selber fahren war angesagt und das war manchmal leichter gesagt als getan da mein Scout ein ziemliches Tempo vorlegte und der Schlitten mitunter bockig wie ein alter Esel war…

Und schon gab es einen ersten Fotostop. Auch hier noch schöne verschneite Täler, menschenleer dank der Reisezeit, klare Luft und das bei strahlendem Sonnenschein. Überraschung Nr. 2. Hatte ich geglaubt das es nun wieder zurückgehen würde - weit gefehlt. Immer weiter durch die Wälder und noch schönere Fotostops als der jeweils vorhergehende bis wir dann am Fusse eines Berges ankamen und mein Scout anfing eine Feuerstelle anzulegen. Während ich noch nutzlos herumstand und überlegte wie ich am besten helfen könnte wurde mir bereits durch Handzeichen signalisiert das ich mal den Berg erklimmen soll.

Gesagt getan! Hätte ich allerdings gewusst worauf ich mich da so leichtfertig eingelassen hatte…..aber wie üblich entschädigte einen der anschliessende schöne Ausblick über diese einmalige Landschaft. Völlig verschwitzt kam ich dann zum Lager zurück, wo ich schon mit heissem Tee und Keksen sowie einem breiten Grinsen erwartet wurde. Selten hat Tee so gut getan…

Nach der Stärkung ging es dann weiter, allerdings kürzer als geplant da wir kurzerhand unsere beiden Snowmobile im Schnee versenkten und wieder ausgraben mussten. Aber auch das gehört dazu…

Nach einem wilden Ritt kehrten wir dann zum Ausgangspunkt zurück und aus der ursprünglichen halben Stunde war fast ein ganzer Tag geworden und was für einer…super!

Am nächsten Tag ging es dann schon beschaulicher zu mit einer Erkundung des kleinen Ortes zu Fuss mit seinem geschäftigen Treiben auf dem Fischmarkt, einem Besuch der Nikolaikirche, entlang des Baikalsees zum Limnologischen Museum und wieder zurück.

Unterwegs konnte man schon sehen wie das Wetter anfing umzuschlagen und abends gab es dann einen Schneesturm und wegen möglicher Brandgefahr, da ja fast alles aus Holz gebaut ist, wurde der Strom zeitweilig abgestellt.

Bevor das Wetter aber umschlug haben nicht nur die „Zweibeiner“ die ersten wärmenden Sonnenstrahlen ausgiebig genossen...

Beim Frühstück wurde ich dann schon wieder von Olga begrüsst die mich nach Irkutsk zur nächsten Gastfamilie brachte. Zur Abwechslung war mein Gastgeber mal männlich. Sergeij, Anfang 50 und Physiotherapeut war ein cooler Typ der vor allem auf Musik von Rammstein stand und sogar einen Klingelton davon sein eigen nannte.

Auch hier wieder die gleiche Herzlichkeit und Gastfreundschaft wie zuvor, u.a. in Form eines selbstkreierten Omelettes, das mich an alte Bud Spencer Filme erinnerte.

Nach kurzer Vorstellung und Schlüsselübergabe ging es dann zu einem Stadtrundgang.

Erstes Etappenziel war das Dekabristenmuseum. Nach 30 Jahren Verbannung und Zwangsarbeit in Sibirien war es dem Fürsten Wolkonskij und seiner Familie gestattet in Irkutsk ein Haus zu errichten, welches dann später zum Museum umfunktioniert wurde. Noch heute finden hier kulturelle Veranstaltungen statt.

Neben einer herausragenden militärischen Laufbahn verstand sich der Fürst auch auf Ackerbau und so gelang es ihm in dem eher unwirtlichen Klima auch völlig untypische Früchte wie bspw. Zitronen, Melonen und Ananas anzubauen oder auch Pflanzen, die eher mediterranes Klima bevorzugen.

Nach diesem sehr interessanten und informativen Ausflug in die Geschichte Russlands ging es dann weiter durch das muntere Treiben auf den Straßen. Im Gegensatz zu Moskau war hier die Kathedrale bunt. Interessanterweise sind die Einwohner bemüht auch die zaristische Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. So sind beispielsweise Straßennamen doppelt oder auch ein Denkmal des Zaren, das während der stalinistischen Zeit entfernt wurde, ist wieder errichtet worden. Geht man in Richtung chin. Markt (und bitte hier auf Wertsachen besonders aufpassen…so Olga) ändert sich schlagartig der Menschentyp und man sieht fast nur noch mongolische bzw. chinesische Gesichtszüge.

In der Nähe liegt auch die erste Fußgängerzone, die aber aufgrund zu starkem KfZ-Verkehr gesperrt wurde und die Stadtväter sich nun überlegen, ob sie diese wieder einrichten wollen.

Auch interessant die Errichtung des ersten Kinos durch einen Türken, der über die nebenan gebaute Schlittschuhbahn, was den Leuten ja bekannt war, dann seine Kundschaft ins Kino gelockt hat.

Oder das 2. Kino durch einen Italiener errichtet, von denen sehr viele beim Bau der Eisenbahn geholfen haben. Wie wichtig die Eisenbahn ist sieht man alleine schon an den riesigen Verwaltungsgebäuden der Bahn.

Abschluss dieses schönen und sehr informativen Rundganges bildete dann die Einkehr in einem Café, das auch genauso gut bei uns hätte sein können.

Nach einer weiteren Erkundung der Stadt am nächsten Tag ging es dann am 09.04. um 04:50 Uhr weiter nach Ulan Bator. Was für eine unchristliche Abfahrtzeit aber Sergeij stellte sicher das ich meinen Zug nicht verpasste. Kaum am Bahnhof angekommen "schoss" auch schon Mischa von der Reiseagentur auf mich zu um mir im besten Englisch zu erklären das er mich zum Zug begleiten würde. Wie aufmerksam und so ganz anders als....

Aber mit Mischa ging es dann rapp zapp und diesmal hatte ich nur einen Mitreisenden - Victor von der Literaturuniversität der zu einem Besuch der Partneruni nach Ulan Bator unterwegs war und aus Termingründen lieber die sicherere Variante mit der Bahn wählte, auch wenn diese Stunden länger dauerte. Er klärte mich dann auch gleich über die Grenzkontrolle auf, für Russland ca. 4 Stunden für die Mongolei ca. 1 1/2 Stunden. Warum die Russen so viel länger bei einer wesentlich ineffizienteren Kontrolle benötigten ist mir bis heute schleierhaft.

Auch hier wieder viel ähnliche Landschaft wie zu Beginn meiner Reise und leider konnte man vom Baikalsee nicht viel sehen, da das Wetter nicht mitspielte. Richtung Mongolei und auch nach Überschreitung der Grenze viele Berge bzw. sanft dahin rollende Hügelketten mit spärlichem Bewuchs. Am nächsten Tag erfolgte dann um 06:30 Uhr die Ankunft in Ulan Bator.

Nach einem ausgiebigen Frühstück, diesmal aber günstig, ging es dann zum Gandan Kloster, um einem Teil der Morgenmesse beizuwohnen. Zu dieser frühen Stunde war es überhaupt kein Problem mit dem Strassenverkehr, was sich nach der Messe aber schlagartig änderte da alle Strassen verstopft waren und auch jeder fuhr wie er Lust hatte.

Das Kloster selber ist eine von 5 noch erhaltenen Anlagen der ursprünglich rund 700 Klöster. Auch hier hat die Revolution leider viel Schaden angerichtet und kaum zu glauben - auch hier bitte aufpassen auf die Wertsachen, da der enge Gebetsraum wohl hervorragend für Taschendiebe geeignet ist.

Auch neu - die Mönche hier können heiraten und eine Familie gründen und leben in aller Regel in der Stadt. Sie kommen dann während des Tages zum beten ins Kloster, das insofern dann eher die Funktion einer Arbeitsstätte hat.

Natürlich können sich die Menschen auch Gebete für alle möglichen Lebenslagen von den Mönchen wünschen aber wie immer - nichts ist umsonst im Leben und der Betrag richtet sich nach der Länge des Gebetes, der Anzahl der Mönche, Begleitmusik etc.

Nach der Messe ging es dann raus zum Terelj - Jurtencamp. In diesem Tal gab es viele Camps die aber zu dieser Zeit fast alle leer waren. Supi - kein Touriauflauf! Nervig - in dieser schönen Landschaft mussten die Koreaner unbedingt einen Golfplatz anlegen, na toll!!

Die mir zugewiesene Jurte war urgemütlich und die Gastgeber liessen es sich auch hier nicht nehmen nicht nur ausgezeichnet für das leibliche Wohl zu sorgen, sondern auch den Kamin ordentlich zu befeuern, was einem aufgrund des kleinen Raumes und der guten Isolierung denn eher das Gefühl einer Sauna vermittelte.

Nach einem deftigen Mittagessen ging es dann wieder in die Berge - was für eine schöne Aussicht! Einzigartig!! Hatte man tags die schöne Landschaft ausgiebig bewundert, so konnte man sich nachts an einem klaren und zahlreichen Sternenhimmel erfreuen. Schade dass es nur eine Nacht gab…

Ulan Bator war dagegen sehr ernüchternd, da es ausser dem Suchbaatar - Platz mit dem Denkmal für Dschingis Khan und den angrenzenden Gebäuden nichts zu sehen gab. Auch wenn die Reiseleiterin sichtlich stolz auf ihr Naturkundemuseum war…was soll´s...“wat mutt dat mutt!“.

Vom Zaisan - Hügel hatte man dann noch mal einen tollen Blick auf die Stadt der jedoch durch den schneidigen und eiskalten Wind getrübt wurde.

Eine letzte Nacht im Appartement, das größenmäßig gesehen eher einem kleinen Ballsaal glich, bevor es dann am 12.04. um 07:15 Uhr zur letzten Zugetappe ging. Dass die Fahrt so lange dauerte lag an dem wahnsinnigen "Tempo" der Diesellok, wodurch man aber mehr von der Landschaft hatte. Kaum zu glauben dass in bestimmten Abständen mitten in der Wüste immer ein Bahnbediensteter stand der dem Zugführer freie Fahrt signalisierte während weit und breit kein Baum, kein Strauch etc. stand. Fragt sich nur, wie die da hin und vor allem wieder weg kommen. Bei dem Zug selber handelte es sich um Waggons der chin. Bahn woran weder der Zustand des Interieurs noch die "Freundlichkeit" des Zugpersonals Zweifel aufkommen ließen.

Die Dauer der chin. Grenzkontrolle war maßgeblich davon bestimmt den gesamten Zug "anzuheben" da die Achsen wegen unterschiedlicher Spurbreite ausgetauscht werden mussten. Natürlich alles unter dem strengen Auge der chin. Militärpolizei. Und weiter ging es dann Richtung Beijing. Teilweise auch an trostlosen Landschaften und Industrieruinen wie in Russland vorbei aber auch schönen Flussläufen, Stauseen und bizarren Gebirgslandschaften. Auch wenn der Zug innerhalb Beijings sich noch einmal so richtig Zeit liess erfolgte doch auch hier die Ankunft pünktlich um 14:31 Uhr. Zumindest für mich hiess es damit: “Endlich zu Hause!“ und um es mit den Worten von TSA zu sagen:“Ende einer erlebnisreichen und unvergesslichen Reise!“

Thomas Pelz aus D.

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