Rund um die Reise Reiseberichte Russland


teaser_russland


Zurück aus Russland - Meine Eindrücke zu Russki Island (Vladivostok) und zur Wanderung am Baikalsee

Liebe Frau Sommer,

inzwischen ist das Reisetagebuch fertig getippt. Wie versprochen, sende ich Ihnen anbei einige Auszüge zu Russki Island und zur Wanderung. Das Bild wurde auf Russki Island aufgenommen.

1. Auszüge aus unserem Tagebuch zu unserem Ausflug nach Russki Island:
"Russki Island. Die Insel ist erst seit 2012 mit dem Auto über zwei Brücken (Goldene Horn Brücke und Russki Brücke) erreichbar. Die Russki Brücke hat weiße, rote und blaue Stahlseile, die die Nationalfarben symbolisieren. Bevor die Brücken fertig gestellt waren, musste man immer die Fähre nehmen. Die Insel wurde 2012 durch die Brücken zugänglich gemacht, da sie als Austragungsort für das Gipfeltreffen der Asian Pacific Economic Corporation (APEC) ausgewählt wurde. Ein neuer Konferenzkomplex wurde hier gebaut, der heute von einer der Universitäten der Stadt genutzt wird.

Ausflug nach Russki Island

Das Klima auf Russki Island ist rauer als direkt in der Stadt. Man kann hier die großen Ozeandampfer sehen, die gen Osten fahren. Auf der Insel sind lediglich die Straßen rund um das ehemalige Kongressgelände asphaltiert. Alle anderen Straßen sind Schotterpisten mit unzähligen Schlaglöchern. Hier und da fährt Vladimir vorsichtig (da, wo wir schon längst nicht mehr fahren würden), ansonsten rast er eher. Die Büsche längst der Straße sind über und über mit Staub bedeckt und alles schaut dreckig aus. Der aufgewirbelte Staub der Schotterpisten verteilt sich so in die Flora und Fauna. Wir besichtigen ein orthodoxes Mönch-Kloster, welches den heiligen Serafin als Schutzpatron hat. Lange Hosen sind bei Frauen nicht erwünscht und so binde ich mir einen Wickelrock um. Kurze Hosen von Männern gehen natürlich auch nicht. Aber so ist es halt in orthodoxen Kirchen, das kenne ich ja schon aus dem Kaukasus. Honig wird hier selbst hergestellt, Kühe weiden auf der Wiese und es wird viel gebaut – auch ein Zeichen dafür, dass nach der Perestroika der Glauben wieder wichtiger wird und offen gelebt werden kann. Die Kirche des Klosters besteht im Inneren aus vielen Ikonen, viel Holz und viel Gold. Nachdem wir wieder das Kloster verlassen haben und draußen vor den Toren warten, spazieren zwei Frauen vorbei. Die eine kommt direkt zum Eingangstor des Klosters, murmelt vor sich hin und bekreuzigt sich zwei Mal; danach geht sie weiter ihres Weges.

Wir fahren in viele Buchten, sehen die ein oder andere Festung, Klippen, an denen das Wasser tosend bricht und immer wieder Wald, Wald und Wald. Die Insel ist ein toller, an einigen Stellen, auch verwunschener, Ort. Aber auch hier wird immer wieder an den schönsten Stellen viel Müll hinterlassen. Niemand kümmert sich hierum, aber dies ist auch in ganz Russland so, nicht nur hier auf der Insel. Im Wasser rosten Schiffe und Tonnen vor sich hin und an Land gibt es viele verfallene Häuser und rostende Autos sowie Busse."

2. Hier einige Auszüge zur Wanderung:
14.09.2014
"... Nach diesen Einblicken in Irkutsk werden wir nach Listwjanka gefahren, rund 40 Kilometer von Irkutsk entfernt, am Baikal gelegen. Hier essen wir in einem Gästehaus zu Mittag, ehe es auf für die nächsten drei Tage auf den Great Baikal Trail geht.
Die Sonne scheint und es ist etwas windig. Die Etappe geht von Listwjanka bis Bolshe Koty und umfasst knapp 20 Kilometer. Direkt innerhalb der ersten Stunden erklimmen wir von Seehöhe (450m über N.N.) auf 850m. Danach geht es immer mal wieder runter zum See und wieder hinauf. Zunächst sehen wir den Baikalsee gar nicht, da wir die Klippen von der anderen Seite besteigen. Ein Stück geht auch mitten durch die Botanik, einen extrem steilen Abhang hinauf, wo es keinen befestigten Weg gibt und wo man ständig abrutscht. Das ist grenzwertig. Danach fühlen sich die Beine an wie Pudding und es braucht eine Weile, bis dass wir wieder einen guten Schritt finden. Allerdings dauert es auch nicht allzu lange, bis dass wie einen schmalen Weg direkt an den Klippen entlang nehmen müssen. Rechts neben dem Trampelpfad geht es direkt den Abhang zum See hinunter. Danach ist der Weg entspannter. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees sehen wir schneebedeckte Berge. Der See strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Der Herbst ist angekommen und die Bäume leuchten in der Spätsommersonne. Beschilderung ist eher Mangelware, so dass wir verdammt froh sind, dass Evgenij mit uns den Trail geht. Für einen Teil des Weges (ab Bolshe Koty) benötigt man zudem eine Genehmigung, da der Nationalpark durchquert wird.
Nach 6h20 gelangen wir nach Bolshe Koty und sind erschöpft. Wir übernachten in einem schnuckeligen Gästehaus, welches von einer Familie betrieben wird. Der Ort besteht aus wenigen Häusern. Insgesamt leben rund 50 Personen hier. Bolshe Koty ist nur zu Fuß oder per Boot erreichbar; im Winter dann über den zugefrorenen See. Die Unterkunft ist phantastisch und wir fühlen uns richtig gut. Im Rückblick war es unsere schönste Unterkunft. Das Abendessen ist extrem lecker und die Kinder der Familie springen um und unter den Tischen herum. Es gibt auch zum ersten (und einzigen) Mal Vodka. Lecker."

15.09.2014
"Zum Frühstück gibt es Blini mit Marmelade und Brot. Wir machen uns danach wieder auf den Weg. Ziel ist das Kap Kadilny, ein kleiner Bauernhof, der auf einem Kap steht und von einem alten Ranger und seiner Frau betrieben wird. Die Strecke umfasst rund zwölf Kilometer. Wir müssen einmal richtig steil hoch und wandern auch viel am Strand, auf großen Kieselsteinen, entlang. Teilweise sind große Klippen zu besteigen. Der See strahlt weiterhin eine unglaubliche Ruhe aus und lässt uns selbst noch mehr zur Ruhe kommen. Immer wieder stoppen wir kurz und blicken uns um, lassen den Baikal tief in uns versinken. Mittags machen wir Rast direkt am Strand und gehen einmal kurz baden. Der Baikal verändert je nach Wind und Sonneneinstrahlung die Farbe und es ist einfach faszinierend zu schauen. Wir wandern zwischendurch immer wieder durch Waldstücke, oben auf den Klippen. Ansonsten wandern wir viel am Strand entlang. Evgenij macht uns auf Preiselbeeren, wilden Thymian, Kümmel und viele weiteren Beeren und Kräuter immer wieder aufmerksam. Die Ranch am Kap ist ein wundervolles Kleinod. Es windet sehr und dadurch wird es recht schnell kalt. Waren wir tagsüber noch im Baikal schwimmen, ziehen wir jetzt unsere Mützen auf. Die Ranch besteht aus rund sieben Gebäuden. Eines ist das Wohnhaus des alten Ehepaars, dann gibt es ein Gästehaus, ein Empfangshaus des Ehepaares, ein Küche mit großen Saal zum Speisen für die Gäste, einem Toilettenhäuschen sowie einer Privat-Banja des Ehepaars und noch einem Häuschen. Die Gebäude sind alles Holzhütten. Im Gästehaus, welches in den 1960er Jahren erbaut wurde, gibt es acht Zweibettzimmer. Der Strom funktioniert wohl schon seit Jahren nicht mehr. Es ist drinnen so warm (oder kalt) wie draußen. Alles staubt ein wenig; viele Gäste kommen hier nicht vorbei. Das Toilettenhäuschen, wo es auch fließend Wasser zum Zähneputzen gibt, liegt etwa 80 Meter vom Gästehaus entfernt. Auf unseren Wegen zwischen den Holzhütten verweilen wir immer und schauen auf den See und das Farbenspiel. Der Sonnenuntergang ist wunderschön; leichte Pastelltöne überall. Wir kommen uns vor, als gehöre uns der See, weit und breit außer dem Ehepaar, Evgenij und uns ist niemand."

16.09.2014
"Die Sonne geht auf und abermals sehen wir ein tolles Farbenspiel; die Nacht war anfangs recht kalt, danach ging es einigermaßen, so dass wir nicht wirklich gefroren haben. Der Hausherr (Vladimir) setzt sich auf seinen Mini-Trecker mit integrierter Ladefläche und fährt zum See runter, um frisches Wasser zu holen. Wir haben unsere Trinkflaschen auch schon mit abgekochtem Baikalwasser aufgefüllt. Nach dem Frühstück wandern wir gemächlich los. Zunächst führt der Weg über Wiesen – hier sehen wir sibirisches Edelweiß der Taiga, welches meist schon verblüht ist – und auch wieder ein wenig am Strand entlang. Wir wandern heute auch ziemlich lange durch den Wald, der herbstlich leuchtet während rechts der Baikal durch die Bäume schimmert. Eine lange Passage müssen wir auch wieder am Strand entlang gehen. Wir rasten ein wenig auf den Steinen des Strandes, die Sonne scheint auf uns und den Baikal) hinab. Wir träumen ein wenig vor uns hin. Wir sehen auch endlich eine Baikalrobbe! Sie taucht schnell wieder ab und wir sehen sie noch zwei weitere Male in weiter Entfernung wieder auftauchen. Der Baikal ist einfach atemberaubend schön. Wir picknicken wieder zu Mittag direkt am Strand. Dann brauchen wir noch eine gute halbe Stunde und die dritte und letzte Etappe bis kurz vor Bolshe Goloustnoe (17 Kilometer). An einem Campingplatz am See werden wir abgeholt und dann wieder nach Irktusk gebracht."

Beste Grüße
Kirstin H. aus Kürten


nach oben

Wir bedanken uns bei Ihnen fßr die Einsendung Ihres Reiseberichts!